Im Austausch mit AMS-Vorstand

AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design

22.05.2024

AMS-Vorstand Johannes Kopf landete mit Verspätung in Innsbruck und eilte anschließend nach Roppen um über den Arbeitsmarkt der Zukunft zu referieren. Nach einem spannenden Vortrag ergab sich eine gute Diskussion mit den rund 50 Gästen der Tiroler Adler Runde. Dass man international erfolgreich sein kann, wenn man schneller und innovativer eine Nische im Bereich der Carbon Technik besetzt, zeigt am Standort in Roppen übrigens MS-Design und das Adler-Mitglied Manuel Santer.

AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design 1
Johannes Kopf, AMS-Vorstand
AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design 2
Gottfried Sint, Karl Christian Handl, Johannes Kopf, Sonja Huber, Josef Empl
AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design 3
Begrüßung Tiroler Adler Runde von Johannes Kopf
AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design 4
Karl Christian Handl
AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design 5
Interessiertes Publikum der Tiroler Adler Runde
AMS-Vorstand Johannes Kopf bei MS Design 6
Martin Santer, Josef Schett, Manuel Santer, Rebecca Schett, Karl Christian Handl
Bild /

Die Veranstaltung fand auf Einladung der Tiroler Adler Runde am 21. Mai im Familienunternehmen MS Design in Roppen statt. MS Design ist seit Jahrzehnten als Zulieferer dank modernster Hightech-Produktion führend in der Entwicklung und Werkzeugproduktion für die Automobilindustrie. Aber nicht nur. Die MS Group ist eine international operierende Unternehmensgruppe und beschäftigt rund 240 Mitarbeiter/innen. Haben Sie sich zum Beispiel schon einmal gefragt, warum neben Vögeln immer wieder orange Kugeln an Hochspannungsleitungen hängen? 

Das erklärte Manuel Santer ab 17.00 Uhr im Rahmen einer Betriebsführung. Die kugelförmigen Markierungen dienen Flugzeugen und Hubschraubern als Warnung und verhindern, dass die Piloten die Stromleitungen übersehen. Genau diese Signalkugeln montiert MS-Design via Hubschrauber schnell, sicher und präzise auf exponierten Hochspannungsleitungen. Durch die vormontierten Halbschalen lässt sich die Kugel sofort nach der Lieferung anbringen, indem sie von oben auf das Leitungsseil gehängt, anschließend gedreht und in Sekundenschnelle verschlossen wird. Klingt einfach und funktioniert – wenn man jahrelang in die dafür nötige Forschung und Entwicklung investiert.

Um Forschung und Entwicklung sowie die sich damit veränderten Arbeitswelten ging es im Anschluss auch in der Präsentation von Johannes Kopf. Nach einer Begrüßung durch Christian Handl startete Kopf mit den Themen veränderte Arbeitswelten, Arbeitsentwicklung und Demographie, Fachkräftemangel und Lösungsansätze für Arbeitgeber/innen statt Resignation.

Die Kernaussagen des Abends zusammengefasst:

  • Die aktuellen Wachstumsprognosen von 1,6 Prozent für 2025 hält Johannes Kopf für möglicherweise zu optimistisch. Der Konsum springt derzeit trotz Reallohnsteigerungen nicht an wie erhofft, und die Rezession im Bau und in der Industrie ist voll angekommen. Die Arbeitslosigkeit lag 2023 in Tirol bei 3,9 Prozent, in Wien bei 10,6 Prozent und im Österreichschnitt bei 6,4 Prozent. Diese massiven Unterschiede sind eine gewaltige Herausforderung.
  • Die überregionale Vermittlung etwa von Wien nach Tirol hat in den letzten Jahren nicht gut genug funktioniert. Außer im Tourismus gibt es kaum nennenswerte Erfolge.
  • Trotz der aktuell steigenden Arbeitslosigkeit bleibt aufgrund der demografischen Entwicklung und einer Arbeitszeitverkürzung Arbeitskräftemangel ein ernstzunehmendes Problem.
  • Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird flexibler, digitaler, internationaler und ökologischer werden.
  • Nach Einschätzung von Johannes Kopf werden sich rund 80 Prozent der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren die Digitalisierung und Ökologisierung deutlich verändern. Dadurch entsteht ein massiver Weiterbildungsbedarf in den Unternehmen.

Zeit der einfachen Suche ist vorbei

Die Zeit der einfachen Personalarbeit ist für Johannes Kopf vorbei und dazu wurde von den anwesenden HR-Verantwortlichen auch zustimmend genickt. Es braucht vielmehr intensive Anstrengungen und vermehrte Flexibilität der Arbeitgeber/innen, um zusätzliche Arbeitskräftepotenziale zu heben. Potenziale an zusätzlicher Arbeitskraft sieht Kopf darin, in Zukunft länger zu arbeiten, die Frauenbeschäftigung zu erhöhen, eigene Beschäftigte höher zu qualifizieren und die Potenziale von Digitalisierung und KI zu nutzen. Das Potenzial der Drittstaatsanwerbung sowie die Integration von ausländischen Staatsangehörigen, etwa jener aus der Ukraine sowie in der Gruppe der Konventionsflüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten, wird derzeit bei weitem nicht ausgeschöpft.

Dachmarke „Arbeitsplatz Europa“

Österreich ist ein kleines Land und in vielen Ländern völlig unbekannt. Die Dachmarke „Arbeitsplatz Europa“ sollte für den AMS-Vorstand viel stärker nach außen transportiert werden. Möglicherweise können gemeinsame Bemühungen helfen. Gerade im vom Tourismus geprägten Tirol spielt das gezielte nationale wie internationale Recruiting von Fachkräften eine entscheidende Rolle. Die Branche ist derzeit nach wie vor von einer hohen Fluktuation geprägt: Es gelingt noch nicht, genug langfristige Arbeitsverhältnisse zu schaffen. Auch ist die Fluktuation dieser Branche viel zu hoch. Alle zwei Jahre verlassen rund 40 Prozent der Mitarbeiter/innen die Branche.

Handl: Wir brauchen endlich eine Gesamtstrategie

Handlungsbedarf auf allen Ebenen sieht der Präsident der Tiroler Adler, Christian Handl, ebenfalls: „Der Fachkräftemangel bremst das Wachstum und gefährdet den sozialen Wohlstand im Land. Dennoch fehlt der politische Masterplan dazu. Wir brauchen endlich eine Gesamtstrategie, um Österreich nach außen als gemeinsamen Arbeitsmarkt zu positionieren und um innerhalb des Landes mit mehr Mobilität das vorhandene Arbeitskräftepotenzial zu heben. Und ja, auch die Arbeitgeber müssen flexibler und innovativer werden. Jammern bringt uns nicht weiter.“ Im Anschluss daran entspann sich noch eine angeregte Diskussion mit gemütlichem Ausklang bei Wein und Brötchen zwischen Edelkarossen und Elektroautos im Showroom der MS-Design.

Weiterführende Informationen

  • Zusammenführen, was zusammenpasst, findet im Kompetenzmatching des AMS jetzt österreichweit statt. Bei Interesse hier entlang:
    https://www.ams.at/regionen/osterreichweit/news/2023/11/kompetenzmatching-modernisierung-jobvermittlung-23112023
  • Über die Kluft zwischen gut qualifizierten jungen Menschen und Arbeitgebern geht es übrigens im von Johannes Kopf produzierten Song „Mehr vom Leben!“
    Nachzuhören hier: https://www.youtube.com/watch?v=D6Oro_bDz-k&t=2s